Date: July 29, 2001 at 00:59:19
From: MartinR, [ras02-067.uni-muenster.de]
Subject: Re: RME-Qualität, Norm, Schadensmöglichkeiten usw
Hi,
Schaut man unter www.din.de in den diversen Datenbanken nach, so findet sich unter den Stichworten Biodiesel, RME oder FAME kein Treffer, die Eingabe der DIN 51606 ergibt einen Treffer, weitere Eingabe von PME, wie dieses Zeug in der Vor-Norm genannt wird, ergibt ebenfalls nur einen Treffer, eben die 51606 Vornorm in der Ausgabe von 1994-06. Falls die Biodiesel-Normleute weiterhin so langsam sind, wird eine verbindliche Pöl-Norm wahrscheinlich zu einem früheren Zeitpunkt verabschiedet, als eine Biodiesel-Norm. Fakt: Es läßt sich außer dieser Vornorm nichts finden, eine verbindliche Norm existiert also noch nicht. Ferner fehlen den Bosch-Leuten in dieser Vornorm noch einige wichtige Parameter, zum Beispiel die Alterungsstabilität.
In dieser Norm gibt es lt. www.biodiesel.de eine Temperaturvariante bis -20 °C Cold Filter Plugging Point, eine Variante von bis -30 halte ich für unwahrscheinlich, einmal wegen der hier herrschenden Temps., und zum anderen würde kein Hersteller sich höhere Kosten aufhalsen, als nötig.
Schadensbilder: zwar hat xmalz diverses aufgeführt, aber das wichtigste für den Pölbetrieb vergessen:
Hohe Viskosität bei geringen Temperaturen führt zu einer übermäßigen lokalen Erhitzung von Bauteilen in Verteilereinspritzpumpen, was u.a. zu Pumpenfressern führen kann, die ja hier und anderswo schon des öfteren diskutiert wurden. Wohlgemerkt ist diese Erkenntnis von den Einspritzpumpenherstellern mit Biodiesel gemacht worden, Pöl hat bei Umgebungstemperaturen eine etwa 10 mal höhere Viskosität, dieser Ausfall ist also bei Pölbetrieb deutlich wahrscheinlicher.
Übrigens sind alle Schadensbilder, die für Biodiesel gelten, auch für den Pölbetrieb zu erwarten mit Ausnahme der Schäden, die durch die Herstellungschemikalien von Biodiesel (NaOH, KOH, Methanol) verursacht werden können, sowie derer, die durch die Biodieselmoleküle selbst möglich sind.
Qualität an den Tankstellen:
Zwar prangt auch an meiner Ex-Biodieseltanke der ominöse DIN-Aufkleber an den Zapfsäulen, nachdem aber zweimal der Filter zu saß und ich bei einer Erforschung der Temperaturbeständigkeit feststellen mußte, daß das Zeug nach Essigsäure, einem möglichen Abbauprodukt von Biodiesel riecht, kaufe ich da allenfalls noch Zigaretten (Raiffeisen Münster). Eine Nachfrage beim Tankstellenmanager ergab, daß das Zeug aus Spanien importiert wurde, was ich angesichts eines "öko-Treibstoffes" schon mal als Schwachsinn empfinde. Es wurde mir ein Anruf von dem entsprechenden Einkäufer versprochen, auf den ich bis heute warte.
Deshalb ein Tip von mir, wenn Biodiesel, überprüfen, ob's säuerlich riecht, möglichst mal ein Glas abzapfen und längere Zeit beobachten, ob es klar ist und bleibt und sich nichts wässriges, schleimiges oder festes absetzt. Es schützt Euch weder der Name Raiffeisen, noch der DIN-Aufkleber. Gespräche auf Messen und Berichte in der Presse sowie in einigen Foren lassen leider vermuten, daß das Abzockertum in der Biodieselbranche wild um sich greift.
Leider hat auch Herr Connemann seine Anlagen verkauft, heißt zwar noch so, Besitzer ist aber jetzt m.W. eine großer Hamburger Konzern. Ob die auch noch so idealistisch sind wie der Vorbesitzer, wage ich zu bezweifeln.
VG Martin
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