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Date: February 18, 2004 at 23:31:56
From: Hans Fürthbauer, [linzu4-97-57.utaonline.at]
Subject: Re: @ Bernd

Hallo Bernd,

jetzt behalte ich mal die ursprüngliche Numerierung bei.

1.) aus meiner Sicht erledigt. Man könnte zwar noch über eine mögliche Desachsierung des Kolbenbolzens beim Diesel reden, ...

2.) die Kapillar- und die Niederdruck-Überlaufmethode? Darauf muß ich getrennt eingehen.

2. a) die Kapillarmethode ist eine starke Verfeinerung dessen, was Du gemacht hast. Es wird ebenso die Druckleitung vom 1. Zylinder entfernt (nicht wegbiegen, sonst rächt sie sich später mal im unpassenden Moment ganz sicher durch Bruch). Statt dessen wird ein ca. 30 mm langes Leitungsstück aus einer alten Druckleitung aufgeschraubt. Der Durchmesser der Druckleitung ist dabei egal, es muß nur die Überwurfmutter auf den Druckrohrstutzen der Pumpe passen und der Dichtkegel halbwegs dichten. Auf diesem Leitungsstück wird mit einem kurzen Plastikschlauch ein Stück Kapillarröhrchen aus Glas aufgesteckt. Das soll etwa den Außendurchmesser der Einspritzleitung haben und einen Innendurchmesser von ca. 0,5 mm. Eine passende Druckleitung bekommt man leicht beim Schrotti, das Glas-Kapillarröhrchen beim Handel für Laborbedarf oder für Lehr- und Schulungsmaterial.

Wenn Du jetzt, wie bei Deiner einfachen Anstiegs-Methode die Pumpe entlüftest, schießt irgendwann aus dem Kapillarröhrchen ein dünner Kraftstoffstrahl, wenn die Pumpe auf Förderbeginn ist. Das ist dann die Ausgangsposition. Du drehst die Pumpe (oder den Motor) wieder um ca. 45 Grad vor den FB-Wert hin. Dann schnippst Du ein paar mal mit Daumen und Zeigefinger gegen das Kapillarröhrchen, bis sich darin eine oder mehrere kleine, aber gut sichtbare Luftbläschen zeigen. Das Kapillarröhrchen aus Glas wirkt da wie eine Lupe. Dann drehst Du Pumpe oder Motor in Richtung FB. Sobald die Luftbläschen im Kapillarröhrchen hoch pfeifen, war eben FB am Pumpenelement. Wenn Du sehr langsam drehst, dann pfeift da nichts, sondern es ist ein signifikanter plötzlich einsetzender, aber halt langsamer Anstieg zu sehen.

Nach meinen direkten Vergleichen an einem 190D und 300D liegt bei der Kapillarmethode der MB-Pumpen der FB um ca. 2° KW gegenüber der Hochdrucküberlaufmethode (dem Maß aller Dinge!) zu spät. Das kann man leicht vorhalten.

2. b) die Niederdruck-Überlaufmethode erfordert einen Ausbau des Druckventils. Dazu müßtest Du aber den Druckrohrstutzen ausbauen. Das ist bei Deiner Pumpe nicht zu empfehlen, sondern kann Ärger verursachen, daher gehe ich auf diese Methode nicht weiter ein.

3.) ja, weil man damit funktionsrelevante Spiele ausschaltet.

4.) kam in Deiner Antwort nicht mehr vor, also klar.

5.) der Druckverlusttest erfolgt grundsätzlich im Verdichtungs-OT des Kolbens von dem zu prüfenden Zylinder. Steht der Kolben nicht halbwegs genau in OT, dann dreht sich der Motor beim Aufschalten der Druckluft weiter bis der Kolben in UT steht. Das hast Du richtig erkannt. Damit wäre aber die Druckverlustmessung nicht mehr relevant, denn dann ist entweder das Auslaß- oder das Einlaßventil offen. Je nachdem, in welche Richtung sich der Motor aus dem Verdichtungs-OT dreht. Du brauchst also auch einen halbwegs brauchbaren "OT-Sucher" oder entsprechende Markierungen an Riemenscheibe, Schwingungsdämpfer, Schwungrad oder wo auch immer. Als einfacher "OT-Sucher" eignet sich ein "Eisenbahner-Pfeiferl" am Anschluß des Adapters für die spätere Druckluftzufuhr. Solange der Kolben im Verdichtungshub hochgeht und die Luft aus dem Zylinder verdrängt, pfeift es. Ist der OT erreicht, hört das Pfeifen auf.

Beim Bosch-Druckverlusttester gibt es dafür eine einfache Vorrichtung mit einem Schwebekörper mit etwas radialem Spiel in einem Röhrchen. Die verdrängte Luft drückt den Schwebekörper nach oben, ist der OT erreicht, strömt keine Luft mehr aus dem Zylinder und der Schwebekörper fällt sofort nach unten.

6.), 7.) und 8.) ist klar, denke ich.

Was ich beruflich mache? das ist eine etwas indiskrete Frage Deinerseits. Zugegeben: diese Frage (etwas abgewandelt) stelle ich normalerweise den Forumspartnern, die hier neu reinkommen und wenn ich glaube, daß ich zu deren Problemlösung was beitragen kann. Jetzt denke ich mal, daß Du sehr detaillierte und praktische Infos von mir bekommen hast, deswegen würde ich es schätzen, ein wenig von Dir zu erfahren. Kann sein, daß Du Dich schon vorgestellt hast, dann muß ich halt nachlesen, wenn nicht, dann ersuche ich Dich darum.

MfG Hans F.

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