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Date: August 23, 2003 at 23:55:07
From: Werner, [p3e9d3a51.dip.t-dialin.net]
Subject: Die Dehnschraube an und für sich...

Hi Rhanie,

die Dehnschraube, wenn sie einmal über die Streckgrenze gezogen wurde, ist deswegen noch lange nicht fertsch. Das Material, aus dem die Dinger gemacht werden, verträgt eine kleine Reckung ohne Festigkeits- und Elastizitätseinbußen. Natürlich darf man es nicht übertreiben. Ein hochfester Werkstoff verträgt das übrigens nicht gut. Da kann es schon mal eher knacken.

Der Grund für das Anziehen der Schrauben bis zur Streckgrenze ist aber nicht, daß das Nachziehen entfallen kann (das kann es dadurch allein noch nicht), sondern daß man sich immer schwer damit tut, Anzugsmomente zu ermitteln und festzulegen, die der Schlosser dann auch reproduzierbar hinkriegt.

Die Schraube wird so berechnet und ausgewählt, daß sie im gesamten Temperaturbereich, d.h. Ausdehnungsbereich des Blockes, Kopfes oder was immer, mindestens die Kraft zum Abdichten der Verbindung aufbringt. Nehme ich eine hochfeste Schraube mit geringer Dehnungsmöglichkeit, so reißt sie mir durch oder verliert zumindest durch Reckung soviel Spannkraft, daß sie beim Abkühlen des Blockes "losläßt" und der Krams undicht wird. Nehme ich die superdicke, atombombenfeste Mörderschraube, dann hält sie so gewaltsam fest, daß der Kopf, die Dichtung und der Block zur Trauer gehen. Idealerweise bräuchte man ein kleines Pölmännchen, was immer mit 8 Schlüsseln gleichzeitig auf oder zu dreht, passend zur Temperatur des Blockes.

Bei der Festlegung der Dehnschrauben gibt es immer zwei Grenzwerte. Der eine ist die im kalten Zustand wenig gespannte, also "lockere" Verbindung, bei der die Verbindung zu blasen anfängt. Der andere ist die Überschreitung der Streckgrenze des Dehnschraubenmaterials. Klassischerweise, und so wird es heute noch gelehrt, legt man sich in der Auslegung zwischen diese Grenzen.

Nun gibt es aber die Schwierigkeit des richtigen Vorspannens. Es läßt sich zwar für jede Temperatur die richtige Spannung errechnen und das paßt dann auch, aber das Anzugsmoment einer Schraube ist nur näherungsweise ein Maß für ihre Vorspannung. Gewinde ein bißchen zu, Unterlegscheibe unglatt und/oder völlig trocken, schon ist der Drehmomentwert zwar da, aber die Schraube noch nicht fest genug. Bei gut geschmiertem Ensemble umgekehrt. Und um das zu umgehen, zieht man eben jetzt bis zur Streckgrenze, wo sich die Spannung eben nicht mehr steigern läßt und weiß dann sehr genau, was der Bolzen "zieht". Mit jeder Dehnschraube kannst Du das übrigens nicht machen. Dein Einwurf war schon berechtigt. Aber die Tüftler haben eben einen Ausweg gesucht, weil einige Schäden auf das Konto schlechter Montage gingen.

Hersteller von Großmotoren, deren Schrauben kaum noch von Hand auf Spannung gebracht werden können, helfen sich seit ca. 20-30 Jahren anders. Das Gehäuse wird mit Hydraulik zusammengedrückt, die Schraubenmutter von Hand auf den Ankerbolzen gedreht und handfest angezogen, dann die Hydraulik entlastet und.... stimmt. Lösen der Verbindung in umgekehrter Reihenfolge. Gleichzeitig dient diese Tortur zum Prüfen des Gehäuses. Durfte bei Deutz in Köln einmal zusehen, war schon beeindruckend.

Daß man nicht mehr Nachziehen braucht, liegt meines Wissens an den heutigen Dichtungen, die sich nicht mehr setzen. Ich hätte aber trotzdem ein komisches Gefühl ohne Nachziehen.

Mein Zaubermodder soll unter anderem deswegen auch Sackzylinder ohne Dichtung kriegen. Mein Motorenspezi ist strikt dagegen, weil er die Malesse mit Ferrari-Motoren kennt. Die haben aber auch Ventile, für deren Wartung man die Kurbelwelle ausbauen muß, während mein Zweitakterchen höchstens eine Stahlvorkammer kriegt, die hoffentlich nicht so oft gewechselt werden muß.

Beim PRG sehe ich realistisch eigentlich auch nur, die Verdichtung zu senken und die Leistung aus erhöhtem Mitteldruck bei gleichbleibendem Spitzendruck zu holen. Anders gesagt, Ladedruck höher, Verdichtung niedriger. Bin froh, daß ich nicht drinsitzen muß, würde mir wohl in die Hose machen.


Viele Grüße

Werner



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