Date: January 07, 2005 at 21:54:14
From: Hans Fürthbauer, [n960p016.adsl.highway.telekom.at]
Subject: @ Andreas (Berlin) Bosch-Vert.-Einspritzpumpe pumpt nicht mehr
Hallo Andreas:
einige Tipps hab ich auch noch für Dich. Zuerst noch eine kurze (unvollständige) problemorientierte Funktionsbeschreibung, weil Du danach gefragt hast.
Deine Bosch VE-Pumpe hat einen Niederdruckteil und einen Hochdruckteil. Zuerst der Niederdruckteil: Der Kraftstoffzulauf vom Filter geht in den Niederdruckteil zuerst mal in die Flügelzellen-Förderpumpe. Die besteht aus einem Rotor, der direkt über eine Art Scheibenfeder von der Pumpenantriebswelle angetrieben wird. Im Rotor stecken in Schlitzen 4 Flügel, die für den Kraftstofftransport in den Innenraum der Pumpe sorgen. Und außen rum, um die Flügel ist der Exzenterring angeordnet.
Durch die Drehbewegung der Antriebswelle und des Rotors entsteht zwischen den Flügeln, dem Rotor und dem Exzenterring zunächst eine Raumvergrößerung (=ansaugen) und dann eine Raumverkleinerung (=Kraftstoff in den Innenraum drücken). Damit sich der Druck in der gewünschten drehzahlabhängigen Höhe einstellt, befindet sich noch das Drucksteuerventil niederdruckseitig im Pumpengehäuse. Es liegt von außen zugänglich am Alu-Pumpengehäuse genau gegenüber dem Kraftstoffzulauf und hat einen 2-Flach mit 10 mm-Schlüsselweite zum Rausschrauben.
Prüfe den Niederdruckkreislauf so, wie es Andreas H. schon vorgeschlagen hat. Wenn da kein Kraftstoff kommt, dann gibt es folgende Möglichkeiten:
1.) Kolben des Drucksteuerventils klemmt in offener Stellung infolge eines Fremdkörpers (schon gesehen, Fremdkörper war ein abgebrochenes Plastikteilchen aus dem Filter). Der geförderte Kraftstoff wird dadurch überwiegend gleich wieder zu Saugseite der FZP rückgeführt: ---> Drucksteuerventil ausbauen und auf Fremdkörper oder Klemmen des Kolbens infolge Korrosion prüfen. Manchmal hört man beim Schütteln des Ventils in axialer Richtung den Kolben im Ventilgehäuse leise klappern. Jedenfalls muß er sich mit einem passenden Dorn ganz leicht bewegen lassen und durch die Feder wieder in seine Ausgangsstellung zurückkehren. Er muß sich aber nicht an den Anschlag der Spannhülse legen.
2.) Flügel stecken infolge Verschmutzung: ---> Pumpe antreiben und mit heißem Biodiesel, Petroleum, notfalls auch mit Diesel-Benzingemisch spülen, Starterdrehzahl reicht meistens nicht aus, daher Pumpe ausbauen und extern antreiben.
3.) Fresser der Flügelzellen-Förderpumpe oder Scheibenfeder am Antrieb gebrochen: ---> Pumpe zerlegen, mögliche weitere Schäden durch Abrieb.
Der Hochdruckteil: Der Kraftstoff wird aus dem Niederdruckteil (dem Alu-Gehäuse) über eine ca. 7 mm große Bohrung in den Verteilerkopf direkt vor das ELAB geführt. In dieser Bohrung kann ein Siebfilter vorhanden sein. Ist das ELAB geöffnet, gelangt der Kraftstoff in den Pumpenzylinder und in die Längsbohrung des Verteilerkolbens. Der Verteilerkolben macht die Drehbewegung der Antriebswelle mit und die Hubscheibe unter dem Verteilerkolben erzeugt eine der Drehbewegung überlagerte Hubbewegung. Also macht der Verteilerkolben eine Dreh- und Hubbewegung. Dadurch baut er den Hochdruck auf und teilt den Kraftstoff auf die einzelnen Zylinder zu. Mit dieser vereinfachten Beschreibung solltest Du die folgenden Punkte 1.) und 2.) verstehen und die Prüfungen durchführen können.
Wird der Kraftstoff aus dem Niederdruckteil korrekt in den Rücklauf gepumpt, dann prüfe den Hochdruckteil, wobei die Reihenfolge da egal ist:
1.) Nimm das ELAB-Ventil raus, halte den Rücklauf (dort wo die OUT-Schraube drin ist) mit dem Daumen zu, laß jemanden starten und schau, ob an der ELAB-Bohrung im Verteilerkopf Kraftstoff rauskommt. Wenn nicht, hat die Pumpe ein Siebfilter zwischen Pumpengehäuse und Verteilerkopf und das ist verstopft. Das Siebfilter ist leider nicht ohne weiteres zugänglich. ---> Verteilerkopf abnehmen, nix für Bastler.
2.) Dreh die Entlüftungsschraube in der Mitte des Verteilerkopfs (genau zentrisch zwischen den 5 Druckrohrstutzen) mit Schlüsselweite 10 oder 12, je nach Ausführung ganz raus. Steck einen absolut sauberen Dorn, oder einen kleinen Kreuzschraubenzieher hinein. Bei 10 mm SW ist der Bohrungsdurchmesser innen ca. 2 mm, bei 12 mm SW ca. 7 mm. Das mußt Du beachten. Du drückst das Werkzeug (den Dorn) leicht gegen den Verteilerkolben. Wenn jetzt jemand startet, dann spürst Du ganz deutlich die Dreh- und Hubbewegung der Verteilerkolbens. Je nach Werkzeug manchmal weniger die Drehbewegung, aber doch deutlich die Hubbewegung. Wenn nicht: ---> Pumpe instandsetzen oder Tauschpumpe,
Diesen Punkt 2.) hat Heinrich wahrscheinlich gemeint, wie ich gerade vor dem Abschicken meines Beitrags gesehen habe. Der qualifizierte Bosch-Service hat selbstverständlich mit seinem Equipment eine elegantere Methode, das ist mir auch klar. Aber so kundenunfreundlich, wie sich nach Deiner Schilderung Dein Bosch-Service, falls es einer ist, verhalten hat, wäre ich nicht sicher, ob die Leute das Thema so qualifiziert wie Heinrich behandeln würden.
Du kannst Dir diesen Text auch ausdrucken und den Bosch-Meister um eine Stellungnahme bitten. Wäre interessant, was er dazu zu sagen hat. Aber ist egal, schau mal, ob Du mit den bisherigen Informationen, die Du von uns erhalten hast, weiterkommst und melde Dich bitte dazu.
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, auf die ich jetzt momentan nicht mehr eingehen kann. Du müßtest dazu auch Deinen Motor näher beschreiben. Aus meinen Unterlagen sehe ich ohne suchen nicht, ob es noch ein Wirbelkammermotor oder schon ein Direkteinspritzer ist.
MfG Hans F.
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