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Date: October 18, 2004 at 22:11:26
From: baffe, [pd9fa7427.dip.t-dialin.net]
Subject: Eine italienische Reise

Die italienische Reise

Goethe brauchte 1786 noch einen halben Tag vom Gardasee bis nach Verona, meine liebe Gattin, ich und der Zitroni schafften es am Dienstag in etwa einer Stunde bis ins Zentrum, wobei wir deutlich schneller gewesen wären, hätte ich uns nicht unnötigerweise in einer Art verknoteter und gewundener Spirale auf die Arena zunavigiert.

Schließlich konnten wir den XM in der Tiefgarage an der Arena abstellen um auf Goethes Pfaden durch Verona zu wandeln und dort einen überaus angenehmen Tag zu verbringen..

Kurz nach 16:00 bezahlten wir die Tiefgarage (11 Euro) und begaben uns zu unserer Kutsche, verstauten unsere Eroberungen, nahmen auf den Bänken Platz und ich weckte die 129 vorgespannten Pferde Rudolf Diesels. Etwas launisch ob der jähen Störung vermeldete Zitroni unvermittelt mit dem kläglichen Rest der verbliebenen Segmente des Displays: "Kühlwasserstand zu niedrig sofort anhalten".

Von den Launen unseres Keilnäschens nicht sonderlich überrascht, begab ich mich nach vorne, öffnete die Tür des Pferdestalls um den Tieren ihr Wasser zu geben. Ungewöhnlicherweise gierten sie heute deutlich mehr als sonst und ich hatte schon einen ganzen Liter Wasser-Frostschutzgemisch eingefüllt bis im Reservoir der Flüssigkeitsspiegel sichtbar wurde, aber alsbald wieder verschwand als ich zu schütten endete. Stattdessen vernahm ich von unten ein leises, lustig plätscherndes Geräusch, das entstand als das Wasser sich auf den Boden der Tiefgarage ergoß. Ich mochte dem Pätschern nichts angenehmes abgewinnen.

So begab ich mich zum Gepäckabteil um alsbald mit einer Laterne zu erscheinen, den Pferdestall zu erhellen und den seltsamen, unerwünschten Weg des Wassers zu erkunden. Nachdem ich einen weiteren, letzten Liter des kostbaren Gemischs eingefüllt hatte, erkannte ich deutlich die Quelle des Wasserlaufs, der sich mittlerweile quer durch die halbe Etage schlängelte.

Der Quell entsprang einem Schlauch, der sonst das Wasser von der Pumpe zum Kühler führte. Beim Versuch die marode Stelle des Behältnisses zu finden war ich schnell erfolgreich, als mein Zeigefinger unvermittelt bis zur Hälfte im Inneren verschwand. Nachdem ich die Quelle einmal lokalisiert hatte gelang es mir mühelos auch noch den Mittelfinger hineinzuschieben was meine Stimmung in keinster Weise hob.

Während nun meine Gattin unterwegs war Wasser aus der Toilette zu holen entfernte ich den Ladeluftschlauch, den dünnen Schlauch vom Hilfsthermostaten und den defekten von der Wasserpumpe. Obwohl ich es für aussichtslos hielt wollte ich es nicht unversucht lassen und versuchte den Schlauch abzuschneiden und nachzusetzen. Meine Ahnung hatte mich nicht getäuscht, es fehlten mindestens 5cm.

Da fand ich es an der Zeit nach Hilfe zu rufen, wozu ich nicht ins Horn stieß sondern die Citroen-Notrufnummer aus den Fahrzeugpapieren (von 1995) per Handy anrief. Nachdem dort nur eine Bandansage zu hören war die auf eine zweite Nummer verwies suchte ich mit dieser mein Glück. Augenblicklich hatte ich einen freundlichen Herrn am Ohr, der auch einen kompetenten Eindruck machte. Zunächst erklärte er mir, daß seines Zeichens keinerlei Garantien für unsere Kutsche bestünden, er aber Hilfe auftreiben würde, die wir dann vor Ort zu entlohnen hätten. Das entsprach meinen Erwartungen und ich bat ihn noch dem Helfer doch mitzuteilen, daß wir nur 10cm Schlauch von 38mm Innendurchmesser, einen Verbinder dazu und die entsprechenden Schlauchbinder benötigten um unser Gefährt fahrtüchtig zu bekommen. Er sagte zu das zu veranlassen und kündigte einen Rückruf an.

Nach etwa 15 Minuten klingelte mein Handy, der Herr teilte mit, daß ich in etwa 15 Minuten den Herrn vom Pannendienst an der Einfahrtsschranke erwarten und zu unserer gestrandeten Bake geleiten möchte. Die Kleinteile hätte der dann schon dabei. Das klang richtig gut.

Aus den 15 Minuten wurden 40, besagter Herr kam zwar mit einer riesigen Lastenkutsche aber ohne Kleinteile. Wenigstens lud er unser Gefährt auf und brachte uns zur Werkstatt.

Mittlerweile war es etwa 18:00 was für die Eingeborenen in dem Land ja keine späte Stunde ist und so war ich zuversichtlich in der Schmiede unter dem Banner des Doppelwinkels schnell Hilfe zu finden.

In wortreicher Rede kündetete der dortige Obere im Kreise seiner apathischen Untergebenen, daß das alles nicht so einfach wäre und unsere Kutsche außer dem defekten Schlauch auch noch eine neue Kopfdichtung und einen neuen Zylinderkopf benötige. Wohl gemerkt, ohne daß er vorher einen Blick in den Stall unserer Pferde geworfen hatte! Wir sollten unser Strandgut bei Ihm abstellen und morgen würde er sich schon darum kümmern. Sofortige Hilfe mittels dreier Schlauchbinder und eines Verbindungsstückes verweigerte er vollkommen. Warum der Beutelschneider nicht gleich den ganzen Motor samt Anbauteilen und Getriebe austauschen wollte ist mir selbst zur Stunde noch schleierhaft.

Das alles in der Sprache des Landes, die ich zwar nicht spreche aber aufgrund längerer, früherer Berufstätigkeit dort -gerade in technischen Belangen- leidlich verstehe, was aber wiederum keiner der Eingeborenen in der Schmiede wußte.

Danach platze unserem Schwager der Kragen und er lenkte seine Kutsche, die unsere Kutsche immer noch geschultert hatte zu einer weiteren Schmiede im Zeichen des Doppelwinkels in Verona. Als wir dort eintreten kam uns gerade der Obere der letzten Schmiede entgegen, wobei es ihm nicht angenehm schien von uns dort gesehen zu werden. Der dortige Obere beklagte seine hoffnungslos überfüllte Schmiede und daß er sich leider bis auf weiteres nicht um unser Fahrzeug kümmern könne. Ausserdem konnte er uns leider nicht mit den benötigten Kleinteilen versorgen weil sein Lager verschlossen sei.

Da begann ich mich bei der Notrufnummer des UDUC dessen Plus-Mitgliedschaft ich, -noch, besitze zu befragen wegen der weiteren Verfahrensweise. Das große Hilfsangebot der dortigen Dame mit der Stimmelodie und dem zärtlichen Charme einer Kettensäge bestand darin falls die Reparatur nicht in 3 Tagen zu beenden sei, das Gefährt (bzw das, was dann noch davon übrig wäre) im Laufe von 2-3 Wochen dort in der Schmiede abzuholen und bei uns zuhause abzuliefern. Ihre Soforthilfe bestand darin, daß sie mir anbot eine Bahnverbindung von Verona zum Ort unseres Hotels (Sirmione) herauszusuchen. Dafür brauche ich keinen UDUC, so wies ich ihr Anerbieten zurück und es reuten mich die fürstlichen Beiträge zu dem Verein die ich seit langen Jahren bezahlt hatte.

Als nächstes bestellte ich unseren Schwager uns nach Sirmione zu bringen, zur dortigen Schmiede des Doppelwinkels. Unterwegs platzte dann allerdings mir der Kragen und ich bedeutete ihm uns samt maroder Kutsche am Hotel abzuladen.

Ich telefonierte noch mit dem Doppelwinkel, den ich vom Citforum her kenne und wir diskutierten die weitere Vorgehensweise. Danach speisten wir Urlauber noch etwas und gingen zu Bett. Nach einer etwas unruhigen Nacht gingen wir beide morgens zum Frühstück und danach mitten in Italien zu Fuß auf die Suche nach einem Stück Kühlerschlauch, Schlauchbindern und einer Muffe.

Zwei Eingeborene die gerade ein Boot zu Wasser ließen bedeuteten uns zu einer Bootswerkstatt zu gehen und erklärten uns den kilometerlangen Weg dahin, den wir trotz meiner lausigen Sprachkenntnisse auch auf Anhieb fanden.

Leider hatte der Bootsausrüster zwar allerlei nautischen Krimskrams und führte die diversesten Arbeiten an Booten aus, nur an Motoren arbeitete er nicht. Aber er wies uns den Weg nach nebenan zu einer kleinen Tankstelle hinter der sich eine kleine Lancia-Schmiede befände.

Dort angekommen erkannte ich sofort, daß wir beim richtigen Schmied in der richtigen Werkstatt sind. Aus seinem umfangreichen Fundus hatten wir innerhalb kurzer Zeit die benötigten Teile zusammengesucht, wobei er auf meine Fragen nach den Teilen regelmäßig mit "hmm, difficile" antwortete um kurze Zeit später genau das passende zu finden. Ich hielt ihm noch das Stahlrohr fest, von dem er die Verbindungsmuffe herabsägte. Wir bezahlten 15 Euros und watschelten zu unserer Havarie.

Die Zitrone war schnell geflickt und gefüllt, jedoch verrieten schon bei gemächlich trabenden Pferden die ständig gurgelnd im Behälter aufsteigenden Gasblasen, daß damit das eigentliche Problem, der durchgebrannten Kopfdichtung und/oder des defekten Kopfes nicht behoben war. Beim Verschließen des Kühlerdeckels versuchte sich dieser alsbald zu öffnen und die fehlgeleiteteten Verdauungsprodukte drückten von innen heftigst auf den Deckel und die gesamten Gedärme der Zitrone. Also fuhren wir zunächst piano und mit offenem Kühlerdeckel zu einem Supermarkt. Den Ladedrucksensor hatte ich luftseitig abgesteckt um den Pferden etwas die Energie und der Einspritzpumpe die Fördermenge zu nehmen. Am Gaspedal hing die Zitrone aber derart schlapp, daß ich dachte die hälfte unserer Pferde würde schlafen. Den Überlaufschlauch hatte ich aus der Motorhaube gelegt um eventuelles Kochen sofort zu bemerken.

Die Cavalli gingen bei offenem Deckel enorm verschwenderisch mit ihrer Tränke um und so wurde am Supermarkt der Kühlerdeckel seiner Dichtung beraubt, zugeschraubt und mit Hilfe eines dünnwandigen, transparenten, im Zeitalter von AIDS überall erhältlichen Gummidichtschlauchs nach außen dichtgewickelt.

Dann versuchte ich die 650km nach Hause zu fahren. Den Brenner mit 80 hoch, oder mit 60 wenn es steiler wurde. Das letzte Stück zum Paß mit 30-40km/h, teilweise langsamer, bei voller Heizung und vollem Gebläse. Meine Gattin hätte sich am liebsten auf's Dach gesetzt. Zwar wurde die Temperatur des Kühlenden Wassers nie rot, aber der Kopf meiner Holden leuchtete zwischendurch schon beängstigend. Immer zwischen den LKW. Bergab dann durchaus auch mal 120km/h.

Sobald auf der Temperaturanzeige der Hintergrund zwischen dem 90 Grad-Strich und dem Zeiger sichtbar wurde mußte ich die Pferde sofort mäßigen. Auch wenn die Verbrauchsanzeige an Steigungen über 10L/100km kam mußte ich verlangsamen. Auf den 650km haben die Pferdchen nur ca 0,5 Liter Wasser verbraucht und deshalb gehe ich davon aus, daß ich da nichts kaputtgefahren habe. Allerdings habe ich auch fast 12 Stunden gebraucht unsere Kutsche aus dem Land der Zitronenbäume und Beutelschneider durch's Land der Schluchten in die Hügel Steinpfalz zu führen.

Und jetzt steht die Zitrone in der heimischen Werft, die sie nur Dank eines Stückes Lancia-Schlauch erreicht hat. Ich denke in der nächsten Woche werde ich etwas ärmer werden...

! da baffe

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