Biodiesel/RME/PME - ALDiesel/Poel/SVO - TDI/PD/CDI/JTD/HDI-Technik

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Date: May 03, 2002 at 09:32:49
From: Ralf Hofmann, [p3e9e9de9.dip.t-dialin.net]
URL: Loremo 1,5 Liter Auto
Subject: Re: @Ralf Hofmann: Nochmal zum 1-Liter-Auto

Hallo Hans,

macht nix, daß Du's übersehen hast, kann vorkommen.

Ich habe den Begriff "peinliches Mißgeschick" gewählt, weil die Ansprüche, die VW mit Vorstellung dieses Fahrzeuges anmeldet stark übertrieben sind in Relation zum Ergebnis. Daß in diese Studie auch richtungsweisende Entwicklungen eingebaut wurden, die uns später in der Serie weiterbringen will ich nicht bestreiten.
Es wird ja schon darüber geredet, das Ding in Serie zu bauen. Bei der Akzeptanz, die der 3L Lupo bisher gefunden hat (nur knapp 10.000 verkaufte Einheiten), messe ich dem Fahrzeug keine nennenswerte Marktchance zu.
Die vollmundigen Pressemitteilungen aus Wolfsburg, die ein vollwertiges Fahrzeug mit einem Verbrauch von einem Liter erwarten ließen haben mich enttäuscht. Darum lästere ich so über dieses Ding.
Denn außer der Antriebstechnik, die in einigen Punkten Neues vorstellt, was in Serie wirklich Vorteile bringt, ist nichts wirklich Innovatives dabei. Die CW-optimierte Form gibt es seit dem Rumpler-Tropfenauto (1929 glaub' ich war das) schon, eine Form wie der 1L VW ist bei den Sparrekordfahrten der letzten 10 Jahre schon Standart. Auch das verwendete Karosseriematerial ist nichts wirklich neues. Der Rennsport und der Flugsport kennt es schon lange, in der Serie ist das Material auch schon längst eingesetzt worden - leider werden die Autos dadurch immens teuer.
Bei einem geplanten Verkaufspreis zwischen 18.200 und 23.300 EUR für den 1L VW finden wir genau dieses Problem wieder. Dadurch ist einer erfolgreichen Verbreitung dieses Sparwunders von Anfang an ein Riegel vorgeschoben (genau wie beim 3L Lupo). Resultat: Die Gesamtabgasbelastung wird durch solche Konstruktionen nicht relevant verringert, weil die Bevölkerung andere Fahrzeuge fährt, weil das Preis-Leistungsverhältnis des VW nicht stimmt.

Trotzdem will ich die Technik des 1L Autos nicht schlechtreden. So, wie Du den Antrieb beschrieben hast, ist einiges innovative verbaut worden. Wobei über die Langlebigkeit (was ja ein wichtiges Umweltargument ist) ja noch keine Aussage gemacht werden kann. Und die ist bei VW-Dieselmotoren seit der TDI-Generation ja nicht mehr vorbildlich . . .
Der Kurbelwellen-Starter-Generator (KSG) wird hier glaube ich erstmalig in einem Seriennahen Prototypen eingesetzt, das ist ja schonmal was. Obwohl die Erfindung an sich schon Jahre auf dem Buckel hat und in 14 V-Ausführung vermutlich auch keine Zukunft hat. Daß der KSG den abgestellten Motor wieder startet, ist ja auch nichts Neues. War im Konzept vom KSG von Anfang an vorgesehen. Es ist noch mehr vorgesehen: Daß der KSG den Motor beim Antrieb in bestimmten Situationen unterstützt, also das Fahrzeug mit antreibt. Kann der von VW das auch?

Wie gesagt, die Hülle und das Fahrwerk des Wagens reißen mich nicht vom Hocker, das gibt es in ähnlicher Form schon lange. Irgendwie erinnert mich das Konzept fatal an eine längst fertige Entwicklung, die ein besseres Konzept als der VW darstellt und mit dem Antrieb des VW wohl einen gleich guten Verbrauchswert hat: der LR 22 (http://www.loremo.com/home.html). Schau Dir die Seite mal an und vergleich die beiden Konzepte. Deine Meinung dazu würde mich schon interessieren.

Resultat meiner technischen Betrachtung zum VW 1L Auto ist jedenfalls, daß die Mehrzahl der Eigenschaften, die dem Fahrzeug die 1 Liter Fähigkeit verleihen, nicht serientauglich (im Sinne von Marktfähig) sind. Reduziert man das Auto auf die Innovationen, die wirklich brauchbar sind, bleibt nicht mehr viel übrig und bestimmt kein 1 Liter Auto. Das ist für mich persönlich das Enttäuschende dabei, insbesondere bei dem Presserummel (VW unterstreicht seine Marktführerschaft, Sensation blablabla . . .), der gemacht worden ist.

Du hast sicher Recht, daß es noch nicht die Zeit für eine realen Crashtest ist, wenn die Computersimulation schon so positiv ausgeht, ist das mehr, wie ich vermutet habe.
Aber ich glaube nicht, daß daraus ein 2-Liter-Lupo oder gar ein 2-Liter-Golf wird, denn die Attribute, die das Auto diese Sparsamkeit erreichen läßt, müssen dafür aufgegeben werden. Bei diesem Produkt macht der CW-Wert und das Gewicht den Löwenanteil aus, der Antrieb leistet sicher nur einen kleinen Beitrag zum Sparen. Strickt man eine Golfkarosse drumherum, kostet das bestimmt einen Liter, rechnet man das doppelte Gewicht (um einen marktfähigen Preis kalkulieren zu können und eine Haltbarkeit jenseits der 100.000 km zu erzielen), kostet es mindestens einen weiteren Liter (incl. der dazu notwendigen Leistungserhöhung des Motors). Kurz: Ich halte das Konzept für untauglich als Vorlage zu einem 2-Liter Golf. Selbst wenn es das wäre, sind das immer noch 2 Liter Fossiltreibstoff und damit 2 Liter zuviel.
Versuch' Dir mal vorzustellen, was dieses Auto an Entwicklung gekostet hat. Da hast Du mehr Erfahrung als ich auch nur schätzen könnte. Dann vergleiche diese geschätzten Kosten mit dem Entwicklungsaufwand, einen Lupo auf Pflanzenölbetrieb zu applizieren. Habe ich Recht, wenn ich vermute daß letzteres billiger ist? Von der Effektivität für die Umwelt rede ich erst gar nicht . . .

Ich will aber nicht den Eindruck erwecken, die Industrie sei an allem schuld. Mir ist der Zwang bewußt, marktgerechte Fahrzeuge zu entwickeln. Und wie der Markt aussieht, bestimmt die Politik maßgeblich mit (das ist auch der Grund, warum die Industrie enorme Fortschritte im Hinblick auf die Umweltverträglichkeit möglich gemacht hat). Die Einführung des Kat für Benziner und Diesel, die Umstellung der Diesel auf elektronische Regelung, die Benzin-Direkteinspritzung und die Hochdruck-Einspritzsysteme für
Dieselmotoren sind lediglich Reaktionen auf politische Vorgaben (Abgasgrenzwerte) Einen konkreten Fall weiß ich vom Dodge RAM mit Cummins Diesel. Der würde heute noch mit Bosch Reihenpumpe 'rumfahren, wenn er damit die US-Abgasgrenzwerte erfüllen würde. Nur weil er das nicht mehr tat, hat er heute eine VP 44. Das die bereits von der Politik verabschiedeten und von der Fzg.-Industrie zwangsweise akzeptierten Abgasgrenzwerte für EU4 ab 2005 immense Kosten verursachen bei marginalem Effekt unterstützt das noch, was ich sage. Wenn man für diese Milliardeninvestitionen die Motoren auf Pflanzenöl optimieren würde, währe das ein enormer Erfolg für die Umwelt (0% CO2 Emissionen) quer durch alle Fahrzeugklassen. Denn das 1 Literauto hilft z.B. dem Schwerverkehr nicht wirklich.

Das mit dem Audi 100 TDI im Jahr 1989 (5-Zylinder, 2,5 l, 120 PS) ist ja Interessant, wüßte ich noch gar nicht. Was ist denn modifiziert worden? Muß doch schon einiges gewesen sein, denn bei einer Vergleichsfahrt des ADAC (mit Serienfahrzeugen) Anfang der 90er ist VW (wie alle anderen auch) mit Pauken und Trompeten eingegangen. Du weißt, was ich meine - Elsbett hat mit ca. 3 Litern Verbrauch in einem Serien- Audi 100 mit Elsbettmotor gewonnen.

Du hast Recht, wenn Du sagst: ". . . ist meiner Meinung nach der Verbrauch von 0,89 l/100 km des VW-Versuchsträgers gar nicht mehr so spektakulär. Es gibt halt auch für den Verbrauch Grenzen."
Genau das ist das Problem. Es bringt nichts, mit immensem Aufwand den Verbrauch zu reduzieren, wenn man einen größeren Erfolg mit einem anderen Treibstoff viel einfacher haben kann.

Jetzt muß ich Dich doch nochmal zitieren, um die Zusammenhänge aufzuzeigen:

>"Die meisten "Pöler", die sich auf die Umwelt berufen, leider auch nicht. Hauptsache, der "Treibstoff" ist billig."

So fängt es bei jedem mal an. Es kommt darauf an, was man mit dem Wissen, das man beim Pölen erwirbt, macht. Mir hat es die Augen geöffnet für die Energieproblematik grundsätzlich auf unserem Planeten. Davon mal abgesehen: Ich bin schon mit bleifreien Benzin gefahren, als es noch erheblich teurer war als verbleites und alle behauptet haben, die Motoren gehen davon kaputt. Mir ging's auch damals schon um die Verantwortung für die Umwelt, auch wenn's teurer ist und evtl. Nachteile bringt (mir ist nie ein Auto wegen Bleimangel eingegangen . . .).

> Was hinten rauskommt, ist egal.

Würde ich nicht so sagen. Egal ist es der Industrie, denn die reagiert nur, wenn die Politik oder der Markt entsprechende Vorgaben macht. Sonst nicht.

> Wie sonst könnte jemand Altfett, Frittenöl, altes Motorenöl, Kaltreiniger, diverse Pöle und andere dubiose Säfte in seinem Auto verfahren wollen?

Zunächst einmal verfahren Pöler, die's mit der Umwelt ernst nehmen kein altes Motoröl, ungereinigten Kaltreiniger (aufbereiteter ist problemlos) und keine Sauereien (dubiose Säfte, z.B. Bremsflüssigkeit). Ein paar Umweltsäue gibt's halt immer, ob mit oder ohne Pöl. Pöl, Altfett und Frittenöl mit entsprechendem Umbau zu verfahren ist aber eine echte Umweltentlastung, denn es produziert weniger Schadstoffe (Bilanz giftiger und treibhausrelevanter Gase) als die vergleichbare Menge Diesel. Und der Altstoff (Altfett und Frittenöl) ist schon da und würde sonst nicht besser verwertet.

Mein Fazit zum 1L Auto von VW: Die Entwicklungskosten wären erheblich effektiver angelegt worden, wenn der PD-Motor eine Rapsölapplikation bekommen hätte. Und man hätte ein Fahrzeug erhalten, was die Bezeichnung "Auto" wirklich verdient, vom ersten Moment an.

MfG
Ralf Hofmann

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