Date: December 20, 2004 at 06:02:40
From: Bernd Schlüter, [h92bf.h.pppool.de]
Subject: Ach, Du dickes Ei. Nix is klar.
Die Rechnung war schon richtig. Aber aus vielen Gründen funktioniert das Ganze noch nicht so erstens zweitens...
1. Ein Golf ist kein D-Zug. Sechs Zylinder braucht man schon, um das Ding überhaupt in Bewegung setzen zu können und weitere sechs, damit das Pöl überhaupt zündet. 40 bar reichen da einfach nicht, vor allem, wenn die Luft kalt ist. Aber mit 12 Zylindern würds schon gehen...
2.Mit 50 cm³ kann ich zwar schön ein Ei aus nem Eierbecher herauskatapultieren, aber keinen schweren Motor in Bewegung setzen:
1 cm³ Luft von 40 bar hat bei einer isothermen Expansion um den Faktor 20 (E=20=Komressionsverhältnis) einen Energiegehalt von p x V x ln(E) = 12 Joule, 50cm³ also 60 Joule. Damit kann man einen Antriebsstrang von effektive 10kg Masse gerade mal auf 3,5 m/s beschleunigen, ach Du dickes Ei, das wäre ja ausreichend! Mit anderen Worten, eine einzige dicke Zündung müsste einen Motor schon dreimal anwerfen können, denn, eine Zündung bringt unter Umständen noch mehr auf die Beine, als mein Eierbecher (65 bar und so, wenn auch nicht so schön isotherm). Also, was ich da eben behauptet habe, stimmt nicht, ein einziger Eierbecher reicht sehr wohl. Die 10 kg effektiv bewegte Masse ist sogar zu hoch gegriffen, weil der größte Teil viel langsamer rotiert oder sonstwie bewegt wird!
3. Zum Zurechtschieben des ersten Kolbens in den Arbeitspunkt im OT benötigen wir aber schon alleine bis zu fast einem halben Liter Luft, die dann nutzlos verpufft, weil die nicht mehr voll expandiert.
Im Schnitt würden also 250 cm³ erstmal sinnlos verprasst, also 3000 Joule, die, wenn sie durch mein geschildertes Verfahren gewonnen worden wären, ca. den zehnfachen Aufwand, also 30.000 Joule verschwenden. Da kann man einen 3000 Watt- Anlasser volle 10 Sekunden nudeln lassen, obwohl die elektrische Energie auch nicht gerade umsonst ist, da sie aus dem Brennstoff nicht gerade mit 100% Wirkungsgrad hergestellt wird.
Mit anderen Worten, Pressluftanlassen ist schon irgendwo ideal, aber nur für vielzylindrige Motoren und, wenn man auf andere Weise die Pressluft erzeugt (z.B. durch einen zuschaltbaren Kompressor, der beim Bremsen die Eierbecher füllt.
Es hat eben seinen Grund, dass alle vielzylindrischen Großmotoren so angelassen werden.
Haben wir jedoch einzeln steuerbare Ventile, ein teilweise erfüllter Traum aller Rennfahrer, dann kann man solch eine Maschine zunächst kompressionslos machen, mit einem kleinen Elektromotörchen (kann auch Druckluft sein) auf Touren bringen, sodass sich auch die Schmierpolster aufbauen und dann schlagartig auf Normalbetrieb umschalten. Dann lohnt es sich sogar, einen Diesel an jeder Ampel anzuhalten. Sorgt man dann noch dafür, das ein Zylinder im richtigen Punkt steht, reicht sogar ein Eierbecher, gefüllt mit Pressluft, für das Anspringen auf Anhieb. In dem Becher wäre dann sogar noch Platz für ein kleines Ei.
Guy Negre hat sogar ca. 50.000 Eierbecher in seinem Ei, das würde sogar für eine ganz ansehnliche Fahrt reichen. Tutet es aber nicht, weil seine Maschine von Fünf Eiern vier nutzlos verschießt und seine Pressluftquelle, ein simpler Taucherflaschenkompressor, ist auch nicht gerade effektiv.
Also, kämen einmal die elektrisch gesteuerten Ventile, sähe die Sache anders aus. Ein Dieselmotor nutzt Pressluft weitaus besser als das südfranzösische Fiasko. Bernd
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