Date: January 06, 2006 at 20:27:10
From: Diesel, [p54835ed2.dip.t-dialin.net]
Subject: Geklöter
Hallo Hans,
danke für die Ausführungen bzgl. der Körnerschläge. Falls ich die Kugelbolzen später noch einmal festsetzen muß, werde ich es berücksichtigen.
Momentan läuft es wohl auch darauf hinaus. Auch nach dem zweiten Klebedurchgang (Du nanntest es in einem älteren Posting mal "Fleißaufgabe"...) und einer etwa 30 stündigen Aushärtezeit rasselt es immer noch. Dabei wurden beide Male Bolzen wie auch Bohrungen selbstverständlich sorgfältig fett- und ölfrei gemacht. Ich habe sogar mit in Spiritus getränkten Wattestäbchen noch einmal durch die Bohrungen gewischt, um nichts zu übersehen. Danach alles mit (sauberer und ölfreier) Pressluft ausgeblasen. Beim ersten Versuch hatte ich in Ermangelung des richtigen Mittels noch mit "Uhu Feste Schraube (mittelfest)" gearbeitet, was aber nicht den gewünschten Erfolg brachte. Dann alles wieder zerlegt und die (eigentlich satt klebenden) Bolzen gezogen und ein zweites Mal mit "Loctite 2701" eingeklebt, wobei sich das Ausziehen der eingeklebten Bolzen schon als außerordentlich schwierig erwiesen hat. Wenn er nun auch nicht mehr so laut wie zu Beginn klötert, aber so richtig ruhig läuft der Motor jetzt auch nur, solange er noch eiskalt ist. Sobald er sich der Betriebstemperatur annähert, klappert und klötert es lustig aus dem Zylinderkopf.
Kein Wunder, beträgt doch die Wärmedehnung von Aluminium etwa dem doppelten der von Stahl. Im Prinzip müsste man die Kugelbolzen also mit einem ordentlichen Übermaß verschrumpfen, so daß bei Betriebstemperatur immer noch ausreichend hohe Presskräfte vorhanden sind. Eine bei Betriebstemperatur lose Bolzen-/Bohrungskombination mit Loctite wenigstens mittelfristig festsetzen zu wollen, erscheint mir in der Wirkung äußerst zweifelhaft. Die Idee die Bolzen von der Flanke her anzukörnen, könnte dagegen eine "Verstemmung" zwischen Stahlbolzen und Aluminiumbohrung bewirken, wie sie momentan eben nicht vorhanden ist. Mensch, hätt' ich's vorher gelesen, hätt' ich's mit Sicherheit auch so gemacht. Sollte ich das Problem nicht anders in den Griff bekommen, werden die Kugelbolzen halt zum dritten Mal eingeklebt. Da bin ich jetzt ziemlich schmerzfrei. Ich hoffe nur, der Kopf überlebt die Zieh-Behandlung ohne verbogene Ventile und zerdellerte Nockenwellenlager. Frisch verklebte Bolzen ziehen ist leider ziemlich grausam. Ich komme mir schon vor wie ein Dinosaurier-Zahnarzt mit meiner geschlitzten Brechstange...
In dem oben zitierten Thread aus 2003 gab Dein Gesprächspartner an, sein Motor würde nur bei Temperaturen unter 10°C und dann auch nur während der Aufwärmphase klötern. Nach Erreichen der Betriebstemperatur stelle sich jedoch ein normales Laufgeräusch ein. Dieses Verhalten konnte ich nun weder mit dem gerissenen (und kugelbolzenmäßig unbehandelten) Turbo-Zylinderkopf feststellen, noch mit dem neuen Saugerkopf. Beide klöterten in etwa gleichviel und beide liefen in kaltem Zustand akustisch unauffällig, korrektes Ventilspiel natürlich vorausgesetzt. Bei Betriebstemperatur tat sich dann jedoch bei beiden ein akustisches Inferno auf. :-|
Zu der Einspritzpumpe: Ich habe wegen der Umstände mit 100% PÖL und Eintank ein paar VE-Pumpen zusammengekauft (eine Turbo- und zwei Sauger-Pumpen), um Ersatzteile für den Fall der Fälle im Regal zu haben. Die Läpperei soll bei Bedarf auch mit dem nötigen Ernst fortgesetzt werden. Ich verspreche mir davon zumindest hinunter bis -10°C und Betrieb mit frischem Rapsöl durchaus gewinnende Resultate. Zumal das Läppen recht einfach von Jedermann zu bewerkstelligen ist, wenn man eine hochtourige 12V-Bohrmaschine, eine Küche und eine Mikrometerschraube sein Eigen nennt. Stellt sich nur die Frage, wie viel vom Durchmesser denn abgetragen werden muß, um den Pudding aus den Beinen zu bekommen. Diese Frage wirklich reproduzierbar zu klären dürfte der schwierigere Part werden.
Du sprichst von einer interessanten Konstellation bei der R121-Pumpe mit dem R206-Hochdruckteil. Warum? Unterscheiden sich die Hochdruckteile der beiden Pumpentypen? Also ich weiß es nicht, aber mir fällt bislang kein Grund ein, weshalb es hier Unterschiede geben sollte. Achso: Ich erwähnte es noch nicht, aber es wurden (abweichend vom Original mit DN0SD286) gerade vorhandene (neue) DN0SD265 mit 210bar Öffnungsdruck eingesetzt. Auch wenn es sich um Kolbenschmidt-Düsen von MKG handelt, so laufen diese doch wenigstens so wie sie sollen: Nämlich einwandfrei.
Ich muß nun zunächst eine Menge liegengebliebener Arbeit erledigen, die sich während der ganzen Schrauberei der letzten Wochen auf meinem Schreibtisch aufgetürmt hat, weshalb es jetzt erst mal etwas langsamer weitergeht. Auf jeden Fall danke ich sehr für die gegebene Hilfestellung, ohne die ich vermutlich nicht sehr weit gekommen wäre.
Danke Hans und danke Schorsch!
Grüße, Tom
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