Date: July 03, 2001 at 17:20:10
From: Sascha Bosch, [194.8.216.199]
Subject: Langes Gespräch mit ehemaligem ESP-Entwickler bei Bosch
Hallo Freunde,
hatte am Freitag ein längeres Gespräch mit einem ehemaligen Bosch
ESP-Entwickler.
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Hier eine Zusammenfassung:
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Reiheneinspritzpumpe:
Die Pumpe sollte prinzipiell keine Probleme bereiten, da sie eine
eigene Ölschmierung hat.
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Bosch VE (Verteilereinspritzpumpe):
Die Bosch VEs verfügen über ein Spaltmaß von 1,8 bis 3,2 mü zwischen
Kolben und Zylinder.
Bosch VEs haben Dichtungen folgender Spezifikation:
Temperaturbeständigkeit laut Hersteller: 120°C
Von Bosch geforderte Temperaturbeständigkeit: 80°C
Von Bosch getestete Zulauftemperatur: 60°C
Im Hochdruckteil werden 850-950 Bar erzeugt.
Bosch hat auch Tests mit PÖL (keine RME) ohne Vorwärmung vorgenommen.
Die durchschnittliche Pumpenlebensdauer lag im Bereich 45-60 tkm.
Kaputt gegangen sind sie nicht, aber der Rollendichtring verschleißt
erheblich schneller und die Pumpe leckt.
Pumpenschäden (Fresser) traten AUSSCHLIESSLICH (ausgenommen
Materialfehler) unter folgenden Bedingungen auf:
- Drehzahlen jenseits von 3200 U/min. (Motordrehzahl)
- Lastwechsel
In der Tat ist letzteres das eigentliche Problem. Durch extreme
Lastwechsel (plötzliches Gaswegnehmen, Schalten unter Volllast)
verzieht sich der Kolben um bis zu 1 mü, d.h. das Spaltmaß reduziert
sich auf 0,8 bis 2,2 mü. Kommen zusätzlich noch thermische Effekte
hinzu (Pumpengehäuse nicht vollständig warm), kann das Spaltmaß bis
auf 0 fallen und die Pumpe frißt, mit allen Konsequenzen.
Nun zu einigen Punkten:
- Vorheizen bis 80°C (Zulauftemperatur) sollte kein Problem darstellen.
- Erwärmen des Hochdruckteils (z.B. induktiv) bringt vermutlich
nichts, da der Bereich von selbst extrem schnell warm wird. Der
Niederdruckteil wäre interessanter, faßt aber bis zu 500 ml.
- Vorheizen der Düsen ist nie versucht worden, sollte rein theoretisch
aber kaum was bringen. Er wartet aber gespannt auf unsere Versuche ?
- Absolut zu empfehlen sei hingegen ein Vorheizen der Ansaugluft,
allerdings nur kurzfristig und bis ganz kurz nach dem Start. Leider
mit einfachen Mitteln kaum praktikabel.
- Gegen das Zumischen von IPA, Benzin oder Petrolium bestehen
grundsätzlich keine Einwände, unterlag aber auch keinen Versuchen.
- Fehlercodes der Bosch VE werden gehütet wie ein Gral, da viele
Chip-Tuner sich die Daten zu Nutze machten und damit die unmöglichsten
Dinge auf Kosten der Hersteller anstellten.
Grundsätzlich hat er mir folgendes mit auf den Weg gegeben:
- Drehzahlen so gering wie möglich halten, solange die Pumpe nicht
einheitlich warm ist und auf keinen Fall 3200 U/min. überschreiten
- Starke Lastwechsel vermeiden, sowohl mit PÖL, als auch mit Dino.
- Sich darauf einstellen, dass unter o.g. Bedingungen der
Rollendichtring als erstes den Geist aufgibt.
Empfehlenswert sei auch, dass wir uns die dem RME und schwefelfreien
Diesel beigemischten Additive besorgen. Ohne die, würden nämlich auch
schwefelfreier Diesel und RME zum Pumpentod führen, vermutlich sogar
noch schneller, als mit PÖL.
Zu Verkokungen konnte er leider nicht viel sagen, empfiehlt aber
grundsätzlich zur Beimischung von Additiven oder
Einspritzsystem-Reinigern.
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Lucas CAV:
Hier sollte man tunlichst die Finger von allem anderen als Diesel
lassen. Konstruktionsbedingt seien die Pumpen dafür gänzlich
ungeeignet. Warum genau, hab ich nicht verstanden, aber dazu fehlt mir
vermutlich die technische Grundlage.
Vom Läppen hält er nichts, da er sich kaum vorstellen kann, wie die
Pumpe dann noch mit Diesel funktionieren soll. Er läßt sich aber auch
hier gern vom Gegenteil überzeugen.
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Commonrail:
Auf gar keinen Fall PÖL auch nur versuchen. Die Ventile, die den
Kraftstoffzufluss in den Brennraum regeln neigen offenbar zum
verkleben. Sollte so ein Ventil dann mal öffnen und nicht mehr
schließen, läuft der Inhalt des gesamten Einspritzstrangs (mit 1600
Bar) in den Kolben, dann zündet es noch genau ein Mal. Fertig!
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Pumpe-Düse:
Keine genauen Angaben hierzu. Sollten aber besser geeignet sein als
Commonrail und vor allem geht nicht unbedingt die gesamte ESP den Bach
runter. Aber auch hier rät er zur Vorsicht.
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Leistungsverlust bei VAG TDi-Motoren:
Jeder hersteller legt die Charakteristik seiner Motoren selber fest.
- MB setzt auf Laufkultur und Langlebigkeit
- BMW sucht nach Spritzigkeit
- VAG setzt voll auf Leistung und Verbrauch
Aus diesem Grund hat VAG seine Motoren mit dem Notprogramm geschützt.
Wird irgendein Fehler im Einspritzsystem festgestellt, wird das
Drehmoment und die Leistung heruntergefahren. Beim Neustart der Motors
wird ein Reset durchgeführt, der Fehler sollte aber im Fehlerspeicher
hinterlegt bleiben.
Also: vor dem nächsten Werkstattbesuch die Mechaniker drauf aufmerksam
machen, sonst suchen die nachher einen Fehler, den es eigentlich nie
gegeben hat.
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Ende Zusammenfassung
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Bitte habt Verständnis dafür, dass ich weder seine E-Mail Adresse,
noch seine Telefonnummer bekanntgeben kann. Auch sind o.g. Dinge nicht
die offizielle Meinung von Bosch, sondern nur die eines ehemaligen
Pumpenentwicklers.
Für weitere Fragen wäre es ganz schön, wenn Ihr vielleicht eine Liste
anlegen könntet, in die jeder seine Fragen einträgt, unter der
Berücksichtigung der bereits darin enthaltenen Fragen, sonst blick ich
nach 10 Minuten nicht mehr durch.
Bis die Tage
Tschö, Sascha
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