Date: June 10, 2010 at 10:13:05
From: Werner, [p5b37c5c6.dip.t-dialin.net]
Subject: Ach Du lieber Gott
Moin Männers,
dat Dingen wird aber wieder heftig beworben . . . .
Also wenn ich Trichter-Effekt und sowas höre, krieg ich als Strömungstechniker immer ne Krise. "Luft einfangen" per Trichter iss nicht. Die Luft geht einfach vorbei, wirbelt nochn bißchen rum und das wars.
Nehmt gedanklich einen Trichter für Benzin und steckt ihn ins Auto oder Moped. Wenn man jetzt anfängt, Sprit einzufüllen, steigt im Trichter der Flüssigkeitsstand und dadurch (und nur dadurch !) wird eine größere Spritmenge durchlaufen, als wenn der Trichter nur mit ein bißchen Menge beaufschlagt wird. Kippt man aber nochmehr rein, so geht einfach alles vorbei, auf die Füße, auf die Hose und sonstwo.
Im engsten Querschnitt eines Luft-Trichter herrscht zwar die schnellste Strömung, das ist wahr. Die kann aber niemals nicht schneller sein, als die in der Umgebung vorhandene Windgeschwindigkeit. Anders gesagt, am Einlauf des Trichters ist sie wesentlich langsamer, die überschüssige Luft geht einfach vorbei, und im engsten Querschnitt sind dann die gleichen Verhältnisse, wie bem frei drehenden Rad.
Sorry, kleiner Nachtrag: es sind nicht ganz die gleichen Verhältnisse, weil die induzierten Randwirbel der Propellerblätter durch die Ummantelung etwas gebremst werden.
(Ich glaub, ich muß doch mal wieder öfter auf fatty-fuels verobeikommen)
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Die Windturbine mag hochwindfest sein, das will ich jetzt nicht beurteilen. Als größtes Manko an der Konstruktion erscheint mir die fehlenden Verstellmöglichkeit für die Rotorblätter. Ein solches Windrad muß also mit der Drehzahl auf Gedeih und Verderb dem Wind folgen - das mindert den Ausnutzungsgrad.
Desweiteren kann es nie erfolgreich sein, gerade verlaufende Blätter bzw. halboffene Kanäle schräg zu ihrer Mittellinie rotieren zu lassen. Bei dieser Art Anströmung kann dann die Ausrichtung nur an einer Stelle exakt zum Wind sein. Davor und dahinter wird der Wind immer schräg oder sogar quer zum Blatt verlaufen und damit große Widerstände erzeugen. Die Blätter müßten also mindestens noch etwas gewendelt sein, was freilich schwieriger herzustellen ist.
Bezeichnend die Leistungskurven, die ein Art Selbstbegrenzungeffekt aufzeigen. Dieser liegt vermutlich an der Rotorenform, die bei Drehzahlen einen großen Eigenverbrauch hat.
Im Flugzeug oder Bootsjargon spricht man davon: "Der Propeller frißt sich selbst auf."
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So, dann mal wieder bis später. Bin leider in die Insolvenz gefallen. Scheiß Auftragslage! Es soll aber wieder was kommen. Solange versuche ich, mir die Gläubiger vom Leib zu halten.
Gruß
Werner
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