Date: August 29, 2004 at 14:45:18
From: Hans Fürthbauer, [dis212095024168.vie.telering.at]
Subject: Re: einen "lahmen" BMW 324td E30 M21 gibts nicht
Hallo Christoph,
Du könntest die Signalspannung am ME-Steuergerät Pin 34 (Signal) und Pin 35 (Elektronikmasse) abgreifen. Es geht aber ganz einfach von den Kabeln am Sensor. Nimm ein ca. 3 m langes dünnes 2-poliges Gummikabel oder was ähnliches und verleg es vom Motorraum über die rechte Beifahrertür oder eine der Seitenscheiben in den Innenraum. Die
Gummidichtungen nehmen das Kabel locker auf und Du kann die Motorhaube schließen. Ideal wäre halt ein 3-poliger Zwischenstecker, damit Du nicht an den Kabeln vom LDF manipulieren mußt. So ein Zwischenstecker paßt auch beim DZG.
Die Formel für die Berechnung der Signalspannung (Ua) aus dem Druck lautet:
Ua = Uv * (0,005 * pabs -0,04). pabs in kPa einsetzen.
Damit kannst Du Dir selber die Kennlinie berechnen.
Einen Plan, wie Du an eine Doku kommen könntest, hätte ich schon. Der Etzold kann nichts hergeben, weil er das DDE-System nicht kennt.
Der Blinkcode wird im Sekundentakt abgerufen. Zündung ein, die Dia-Lampe leuchtet auf und geht nach ein paar sec. aus. Dann betätigst Du das Gaspedal zügig aber nicht zu schnell und läßt es wieder los. Innerhalb einer sec. betätigen und wieder loslassen. Dann ca. 0,5 sec. Pause und weiter geht's. Normales Vollgas genügt. Kann sein, daß es mit Kickdown nicht funktioniert. Ich habe es nicht probiert. Auch wenn der Blinkcode funktioniert, ist das Steuergerät gelegentlich zickig und macht nicht immer mit. Man kann damit auch nur Fehler auslesen, die aktuell anliegen.
Die Leerlaufdrehzahl mit 670 bis 700 U/min ist zu niedrig. Sie liegt normalerweise bei 750 U/min. Wenn Du das Steuergerät so hältst, daß Du direkt auf die beiden Schalter draufschaust, dann ist der linke für die Vollastmenge und der rechte für die Leerlaufdrehzahl. Die Einstellung geht auch bei laufendem Motor. Du hast doch im Wagen einen Drehzahlmesser, da sollte man die Leerlaufdrehzahl so halbwegs genau ablesen können, oder nicht? Wenn nicht, dann miß einfach die Frequenz des DZG-Signals und multipliziere sie mit 10, dann hast Du exakt die Drehzahl, die das DDE-Steuergerät auch verarbeitet.
Ein Tanksieb ist vorhanden, aber ich weiß aus dem Stegreif nicht mehr, wie man da am besten rankommt.
Hilfreich wäre eine Messung des Innenraumdrucks der Pumpe. Im Leerlauf sollten es ca. 5 bar sein, bei 5000 U/min. ca. 9 bar. Der Druck sinkt mit der Zeit ab, weil sich die Feder des Drucksteuerventils setzt. Kann man einfach nachregulieren. Ohne Druckmessung wird es aber nichts.
Stimmt der Innenraumdruck nicht, dann kann es sein, daß der Spritzbeginn ab einer gewissen Drehzahl nicht mehr ausgeregelt werden kann und das Steuergerät deswegen einen Mengenabzug macht. Das kann auch passieren, wenn die statische Einstellung der Pumpe zum Motor nicht stimmt. Die läuft nach spät weg, wenn sich der Zahnriemen gelängt hat, Verschleiß am Riemen oder den Rädern aufgetreten ist, aber auch durch Verschleiß in der Pumpe selbst.
Auf die Details der Pumpe kann ich nicht eingehen. Die Einspritzmenge/Einspritzmasse bei Deiner DDE wird grundsätzlich über die Förderdauer der Pumpe variiert. Eine Nebenrolle spielt dabei der Öffnungsdruck der Düsen, der Verkokungszustand, der Verschleißzustand der Druckventile, der Pumpeninnenraumdruck, die Leckagen am Pumpenelement, usw. Es ist ein sehr komplexes Thema.
Wenn Du den Stecker vom Spritzbeginngeber am 4. Zylinder abziehst, dann sollte die Dia-Lampe leuchten. Denn dann hast Du keine SB-Regelung mehr. Das Steuergerät nimmt spürbar das Motordrehmoment zurück. Am Lauf des Motors ändert sich nichts oder nicht viel, denn statt der SB-Regelung ist ersatzweise eine SB-Steuerung aktiv.
Die Kennlinie des Ansauglufttemperaturfühlers:
Ein paar Werte:
20 Grad: ca. 3,6 V
40 Grad: ca. 2,7 V
60 Grad: ca. 1,8 V
80 Grad: ca. 1,2 V
100 Grad: ca. 0,8 V
120 Grad: ca. 0,5 V
Der 3-polige NTC hat nichts mit der DDE zu tun. Da hängt das Fernthermometer dran und das Glühzeitsteuergerät. Der DDE-Fühler ist 2-polig und sitzt ebenfalls im Zylinderkopf etwa im Bereich des 4. Zylinders. Die Spannungstemperaturkennlinie ist etwas anders als die des NTC-Ansaugluft. Sie liegt in dem von mir oben angegebenen Temperaturbereich um ca. 0,2 - 0,3 V höher, als die vom NTC-Ansaugluft. Das Steckergehäuse des NTC ist grün. Die 2- und 3-poligen Anschlußstecker der DDE sind nicht codiert. Manchmal kann man sie vertauschen. ...
Noch ein Tipp: Wenn Du Dich selber mit der Diagnose und Messungen an Deinem DDE-System beschäftigen willst, dann solltest Du 3 Meßadapter haben: einen für die 2-poligen Steckverbinder (NTC's, SB-Geber), einen für die 3-poligen (LDF, DZG) und einen 7-poligen für die Pumpe (Stellwerk, Poti und NTC-Kraftstoff). Die Meßadapter erleichtern die Arbeit ungemein. Man kann sie auch leicht selber bauen.
MfG Hans F.
PS: Frag mich bitte nicht soviel auf einmal. Rom ist ja schließlich auch nicht in einem Tag erbaut worden. ...
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